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Aktuelles | El-Kothany, Helga | 18.10.2021 – 15.02.2022

Impressionen aus der Geschichte von Ochsenburg

Sehr hohe Teilnehmerzahl bei traditioneller Führung vor Hauptversammlung des Zabergäuvereins

An die 100 Teilnehmer, Mitglieder und überwiegend interessierte Bewohner Ochsenburgs, fanden sich am letzten Sonntag am ehemaligen Trafoturm ein, darunter erfreulich viele junge Menschen, die mit auf Entdeckungstour durch einen Teil des Ortes gingen.
Nach der Begrüßung durch den ersten Vorsitzenden Uli Peter stellte Volker Dühring als Vertreter des Naturschutzvereins Zaberfeld das auffallende Baudenkmal von 1915 am unteren Ortseingang vor, das seit 2019 ein neues Innenleben hat. Zehn aktive Bürger haben es im Zuge der Erdverkabelung vor dem Abriss gerettet und in 500 Arbeitsstunden ehrenamtlich innen und außen saniert. Nun bietet es Vögeln und Fledermäusen ein attraktives Wohn- und Nistquartier. „Die Mauersegler haben den Turm noch nicht entdeckt.“ Jedoch der Hausrotschwanz, Haus- und Feldsperling sowie die Zwergfledermaus. Auch Hornissen haben sich angesiedelt.
Um die Instandhaltung zu gewährleisten, bietet der Verein Turmpatenschaften an.
Mit der 2. Vorsitzenden des Zabergäuvereins, Heimatforscherin Heidrun Lichner, ging es anschließend mit oft überraschenden Erläuterungen am Ortsrand hinauf bis zur Eppinger Straße.
Ochsenburg, 1231 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, bis 1807 mit Rechten als „Städtlein“, zieht sich malerisch am Hang hoch bis zu einem Plateau, jedoch abseits der Hauptverkehrsstrecke und daher ziemlich abgelegen.
Was der Ort bietet, von Kleindenkmalen bis zum prächtigen Renaissancegiebel eines Teils des ehemaligen Schlosses, ahnt und sieht man als Ortsfremder kaum. Vieles wurde im Laufe der Zeit auch abgerissen und zum Bau neuer Gebäude wiederverwendet.

Sternenfelsisches Wappen

Sernenfelsisches Wappen


Wegen der Lage war die Wasserversorgung lange ein Problem. Bis 1890 musste das Wasser aus Brunnen im Tal geholt werden. Und da die Bauern ihre Häuser und Ställe oben hatten, wurde die Gülle bergab ins Quellwasser gespült, was zu Tuberkulose geführt haben soll. „Das errichtete Pumphäuschen ist heute im Dornröschenschlaf. Eingewachsen in Efeu“, bedauert Heidrun Lichner.
Auch die wechselnden Herrschaften setzten dem Ort zu. 1385 ging er an das Haus Sternenfels und blieb es für 400 Jahre. An einigen Hauswänden findet man Medaillons und Wappen der ehemaligen Herren. „Fast nichts mehr hier ist am originalen Platz.“ So ist der dem Tal zugewandte Teil des Halbrondellturms noch erkennbar, die Ortsseite ist Teil der Häuserfront. Den „Brezelstein“ in einem Teil der Stadtmauer muss man mit dem Fernglas suchen.

Der "Brezelstein."

"Brezelstein"

 

Der Ort litt auch unter dem Dreißigjährigen Krieg und den Franzosenkriegen. Nicht durch Zerstörung, dafür lag er zu abseits, auch nicht durch fremde, sondern durch befreundete Truppen, die man in dem von der Stadtmauer geschützten Ort aufnehmen und versorgen musste.
Weichen musste das „Blumenhaus“, ein Wirtschaftsgebäude des Schlosses. Nun fallen die „Dreschhallen-Bushaltestelle“ und Gunter Stillings „Ochsenbrunnen“ hier ins Auge.

Ochsenbrunnen von Gunter Stilling

Ochsenbrunnen von Gunter Stilling

 

Am Nachmittag nahmen viele Besucher an Heidrun Lichners Vortrag in der TSV-Halle teil, die darin vertiefend auf die Geschichte Ochsenburgs einging.
Informationen: „Zeitschrift des Zabergäuvereins“, Heft 3/4, Jahrgang 2021, Ortschronik Ochsenburg von Pfarrer Julius Reichert, bearbeitet von Heidrun Lichner.