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Aktuelles | El-Kothany, Helga | 09.11.2021 – 09.03.2022

November-Stammtisch: Amalie Stotz - Hebamme im oberen Zabergäu

Wegen der erneut angespannten Coronalage fand der November-Stammtisch des Zabergäuvereins wieder online statt.
Die zweite Vorsitzende Heidrun Lichner referierte über frühere Hebammen aus dem oberen Zabergäu und über Amalie Stotz, die zwischen 1910 und 1950 rund um die Uhr diesen Beruf mit viel Liebe und Hingabe ausübte.
Hebammen oder Frauen, die solidarisch Gebärenden zur Seite standen – man findet sie früh in der Menschheitsgeschichte, und auch in der Bibel finden sie bereits Erwähnung.
Für ihre Arbeit wurden sie zwar entlohnt, mussten sich aber oft noch in der Landwirtschaft etwas dazuverdienen.
1817 bewilligte das Kirchen- und Schulwesen Stuttgart der Hebamme von Zaberfeld einen zusätzlichen Gulden pro Jahr. Die Gemeinde musste für die Besoldung aufkommen.
Nicht nur die moralischen Anforderungen an die Hebamme waren sehr hoch. Ohne für eine Vertretung zu sorgen, durfte sie ihr Arbeitsgebiet nicht verlassen und musste stets zur Verfügung stehen. Auch der Katalog aller erforderlichen medizinischen Geräte war umfassend, und Fortbildungen mussten besucht werden. Arzneimittel wurden über den Oberamtsarzt von Brackenheim bestellt.
Online mit dabei war Ewald Stotz, Sohn der früheren Hebamme, der der Referentin Unterlagen wie Fotos von Taufen, zu denen seine Mutter regelmäßig eingeladen wurde, Zeugnisse von der Hebammenschule Stuttgart, Ehrungen sowie ein medizinisches Besteck zur Verfügung gestellt hatte.

Teil der Ausstattung des Hebammenkoffers

 

Geburtshilfe war nicht alles, was sie leistete. Sie versorgte Kranke, verabreichte zum Beispiel Diabetikern Spritzen und stach sogar die Löcher für Ohrringe. Und wie damals wegen der Kosten nicht unüblich: Sie verlieh auch Taufkleider.
Als Person, die viel Einfühlungsvermögen besaß und großes Vertrauen genoss, musste sie jedoch auch Müttern Hiobsbotschaften überbringen: die Nachrichten vom Tod im Krieg gefallener Söhne.
Geburten waren immer mit viel Aberglauben verbunden, wozu Heimatforscher Kurt Sartorius noch Wissenswertes ergänzen konnte. Auch in Zaberfeld hatte er Nachgeburtstöpfe ausgegraben. Manchen sah man an, dass sie zuvor als im Haushalt verwendet worden waren.Bestattungstopf für Nachgeburten aus Leonbronn

Bestattungstopf für Nachgeburten aus Leonbronn

 

Totgeburten wurden bis in die heutige Zeit nicht normal bestattet, sondern still von Hebammen zu Grabe getragen und dafür auch entlohnt. Eltern erwartete eine Strafe, sollten sie die Aufgabe selbst übernehmen.