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Aktuelles | El-Kothany, Helga | 13.02.2023 – 13.06.2023

Schnaps- und Schwarzbrennerei im Zabergäu und anderswo

Wo es Obst gibt, wie beispielsweise im Zabergäu, gibt es auch Schnaps. Und über alles, was mit Schnaps zu tun hat, weiß Heimatforscher und Leiter des Schnapsmuseums Bönnigheim Kurt Sartorius bestens Bescheid.
Beim ersten Stammtisch des Zabergäuvereins im neuen Jahr unterhält er mit einem über weite Strecken sowohl amüsanten wie interessanten Vortrag die rund 30 Gäste in der Pizzeria Pavarotti in Frauenzimmern über Schnaps- und Schwarzbrennereien im Zabergäu und anderswo.
Bereits um das Jahr 1100 wird in der medizinischen Schule von Salerno ein alkoholisches Getränk, gewonnen durch Destillation, erwähnt. Dieses „aqua vitae“, das Wasser des Lebens, findet in erster Linie als Medizin Verwendung und wird durch Destillation in „homöopathischen Dosen“ gewonnen.
Schon 1422 wird eine Schnapssteuer erhoben. Um Schnaps zu brennen, bedarf es einer Genehmigung. Iim 16. Jahrhundert wird die Produktion durch die Erfindung eines Brennapparates von Johann Pistorius zur Herstellung von Schnaps aus Kartoffeln deutlich erhöht. Schnaps wird zum Genussmittel.

Die Brennblase besteht aus dem Kupferbehälter eines Fünfliter-Waschtischboiler, der Kühler aus der Schwabenstolz-Gurkenbüchse.

Die Brennblase besteht aus dem Kupferbehälter eines Fünf-Liter-Waschtischboilers, der Kühler aus der Schwabenstolz-Gurkenbüchse.

 

47 Schwarz- oder Geheimbrennereien gibt es nach dem Zweiten Weltkrieg allein zwischen Bönnigheim und Ochsenburg. Der Kreativität sind bei der Konstruktion von Destilliergeräten zum unerlaubten Brennen keine Grenzen gesetzt, wie Sartorius anhand vieler Bilder zeigt.
Alles findet Verwendung – ob alte Bettflaschen, womit ein Foto aus Eppingen überrascht, abgekühlt unterm Wasserhahn, Waschkessel, Abwurftanks, Blumenvasen in Kombination mit Geräten aus einer Zahnarztpraxis oder unterirdische Anlagen.
Zu vielen Geräten hat Sartorius eine Anekdote parat. Während ein in einem Mehrfamilienhaus lebender Rumäne sich durch den Geruch beim Brennen verrät, stellt es der Nachbar eines legalen Stockheimer Schnapsbrenners schlauer an: Er brennt nur, wenn auch in der Brennerei gearbeitet wird.

 Ein Zeugnis der Nachkriegszeit ist diese Schwarzbrennerei aus Eppingen. Den Emailkochtopf hatte man im Haushalt. Das aufgelötete Blech stammt von einer Munitionskiste. Die Kühlschlange war die Bremsleitung eines Panzers und die Kühlung war eine EIpulverbüchse der amerikanischen Soldaten.

Ein Zeugnis der Nachkriegszeit ist diese Schwarzbrennerei aus Eppingen. Den Emailkochtopf hatte man im Haushalt. Das aufgelötete Blech stammt von einer Munitionskiste. Die Kühlschlange war die Bremsleitung eines Panzers und die Kühlung war eine Eipulverbüchse der amerikanischen Soldaten.

Oder: Ein achtjähriges Mädchen klettert durch ein Fenster aus der Wohnung, um in die Schule zu gehen. Es hat keinen Schlüssel, kann also die Haustür nicht aufschließen und die Eltern schlafen noch fest. Sie haben zu tief ins Glas ihres illegal gebrannten Schnapses geschaut, wie ein vorbeikommender Polizist, der nach dem Rechten sieht, feststellt.
Schwarzgebrannt wird immer und überall. Sartorius nimmt daher seine Zuhörer mit auf eine „Reise durch die Schwarzbrennereien der Welt“ – nach Russland, Finnland, Irland, Griechenland, Myanmar.
Heute sind die Geräte elegant und kommen oft aus China. Unerlaubt bleiben sie dennoch.