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Aktuelles | El-Kothany, Helga | 02.07.2024

Grußwort des Württembergischen Geschichts- und Altertumsvereins

GRUSSWORT

zum 125-jährigen Jubiläum des Zabergäuvereins am 23. Juni 2024

seitens des Verbandes der württembergischen Geschichts- und Altertumsvereine

 

Verehrte Festversammlung, liebe Mitglieder und Freunde des Zabergäuvereins!

 

Willst du im Ganzen dich erquicken, musst du das Ganze im Kleinsten erblicken, formulierte vor etwa 200 Jahren Johann Wolfgang von Goethe. So wie ein System als Ganzes nur erfolgreich sein kann, wenn alle Glieder funktionieren, bedarf die Erforschung der „großen“ Geschichte auch der Forschungsergebnisse auf der unteren, der regionalen und lokalen Ebene. Hierzu tragen die regionalgeschichtlichen und ortshistorischen Vereine wesentlich bei. Ohne ihr Engagement sähe unsere regionale Kulturlandschaft sehr viel bescheidener aus, und auch um die Geschichtskultur unseres Landes wäre es weitaus schlechter gestellt.

Der Verband der württembergischen Geschichts- und Altertumsvereine gratuliert dem Zabergäuverein sehr herzlich zu seinem 125-jährigen Bestehen. Unter den 60 Mitgliedsvereinen des Verbandes, die circa 35.000 Mitglieder umfassen, ragt der Zabergäuverein ohne Zweifel heraus. Mit seinen Vorgängereinrichtungen wie der Zabergäugesellschaft und dem Altertumsverein im Zabergäu kann er auf eine über 200-jährige Geschichte zurückblicken. Der Altertumsverein, 1841 gegründet, ist der drittälteste Geschichtsverein in Württemberg, noch zwei Jahre älter als der 1843 ins Leben gerufene Württembergische Geschichts- und Altertumsverein in Stuttgart. Und selbst mit dem Gründungsdatum 1899 zählt der Zabergäuverein zu den traditionsreichen Vereinen unseres Landes. Aber nicht nur die lange Vergangenheit beeindruckt, sondern ebenso die erfolgreiche Vereinsarbeit mit der seit über 100 Jahren bestehenden Zeitschrift, die eine Fundgrube für Erkenntnisse über den Zabergäu darstellt, einer Vielzahl von Veranstaltungen und einer lebendigen Vereinskultur.

Geschichte hat Konjunktur, ist immer wieder zu lesen, und in der Tat ist heute Geschichte in vielfältiger Form präsent: Historische Romane werden zu Bestsellern, Filme auf der Basis historischer Stoffe besitzen ein hohes Unterhaltungspotenzial, und markante Erinnerungsjahre werden mit großen Ausstellungen und Publikationen ins Bewusstsein gerückt. Wenn Geschichte offensichtlich populär und Erinnerungskultur ein Bedürfnis ist, ist der Sinn von Geschichtsvereinen nicht in Zweifel zu ziehen.

Und dennoch sind Vereine, und das gilt in gleichem Maße für Geschichtsvereine, keineswegs ein Selbstläufer: gesellschaftlicher Wandel, verändertes Freizeitverhalten, eine Scheu, sich in Vereinen zu binden und ehrenamtliche Aufgaben zu übernehmen, machen auch ihnen zu schaffen. So ist es eine zwar eine unverzichtbare, aber keineswegs eine leichte Aufgabe, das historische Erbe auf ehrenamtlicher Basis zu bewahren, zu erforschen und zu vermitteln. Auch Geschichtsvereine sind gezwungen, sich - auf der Basis ihrer historischen Tradition - immer wieder zu hinterfragen, sich veränderten Bedürfnissen und Interessen anzupassen und neue Formen der Vermittlung und der Mitgliedergewinnung zu entwickeln.

 

Ich wünsche dem Zabergäuverein, dass ihm dies gelingen möge und er auch weiterhin eine glückliche Hand hat, um Menschen für die Geschichte ihrer Region zu interessieren, ihnen das heimatliche Kulturgut nahezubringen und für den Erhalt des kulturellen Erbes zu sensibilisieren.

Herzlichen Glückwunsch, viel Erfolg und alles Gute für das nächste saeculum!

 

Dr. Nicole Bickhoff

Vorsitzende des Verbandes der württembergischen Geschichts- und Altertumsvereine

Vorsitzende des Württembergischen Geschichts- und Altertumsvereins