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Aktuelles | El-Kothany, Helga | 05.11.2025
Halbjahresveranstaltung Oktober 2025
Besichtigung des Lapidariums in Zaberfeld
Warum heißt das Lapidarium Lapidarium und nicht Grenzsteinweg?![]()
Das erfahren die Teilnehmer der Halbjahresveranstaltung des Zabergäuvereins am 11. Oktober, die sich unter der Führung von Heidrun Lichner bei goldenem Herbstwetter auf einen Spaziergang zum Abendwaldweg hinter der Ehmetsklinge begeben. „Weil hier alle Steine stehen, die abhandengekommen waren und noch keinen Platz hatten.”
Mit unter den „Spaziergängern” ist Karl Horvath, der viele der Steine gesäubert, repariert, verblichene Inschriften aufgefrischt hat, bevor sie auf dem von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Areal einen neuen Standplatz bekamen.
Grenzen seien immer im Bewusstsein der Menschen, sagt Heidrun Lichner und zitiert Ludwig Wittgenstein: „Die Grenze meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.”
Wie die Gruppe gleich feststellt, versteht sich Heidrun Lichner auf die Sprache der Steine, die viel über sich preisgeben, wenn man sie versteht.
Doch zuerst: Was ist denn ein Grenzstein? Er ist ein Zeichen aus Stein, das die Herrschafts-, Besitz- und Rechtsgrenzen in der Landschaft sichtbar macht.
Die ältesten erhaltenen Grenzsteine in Baden-Württemberg gehen bis ins 15. Jahrhundert zurück.
Dafür, dass es mit den Grenzsteinen seine Richtigkeit hatte, die Grenzen ordentlich vermessen wurden, war die Aufgabe des Untergängers. Ein angesehener Mann, verantwortungsvoll, als unparteiisch vereidigt. Ranghöher in der Gemeinde war nur der Bürgermeister.
Grenzsteine zu setzen ist eine hoheitliche Aufgabe. Wer sie unerlaubt versetzt oder eine Markierung verändert, macht sich nach Paragraph 247 strafbar.
Die Steine mussten auch in Abständen durch Grenzumgänge kontrolliert werden, was Tage dauern konnte, je nach Größe der Markung, und endeten mit einem Fest der ganzen Kommune.
Der Grenzumgang selbst wurde in Protokollen schriftlich festgehalten, vom Bürgermeister, Untergänger und Richter unterschrieben und besiegelt.
Der erste Stein des Lapidariums ist der alte Quellstein der Zaber. Er wurde beim Bau der Verbindungsstraße Zaberfeld/Häfnerhaslach, 1902 von 70 italienischen Straßenarbeitern gebaut, neu gefasst. 1993/94 wurde er jedoch bei Fällarbeiten zerstört. Förster Robert Böckle veranlasste die Reparatur und ließ einen neuen Stein setzen. Der alte lag lange auf dem Bauhof und kam 2020 in den Abendwaldweg.
Die Steine - sie bestehen aus Fuß, Corpus und einem Kopf mit Weisung - hatten unterschiedliche Aufgaben.
Alle haben ihre Geschichte, ihre individuellen Zeichen.
Ein Besitzstein ist der Stein mit den Initialen GFVS - Georg Friedrich von Sternenfels -, darunter ein siebenstrahliger Stern auf Felsen in einer Kartusche. Der Besitzstein diente auch als Waldstein und markierte u.a. das Jagdrevier.
Aus dem Jahr 1555 ist ein Waldstein - ihm fehlt der Sockel - mit einem dreiendigen Hirschhorn, dem Wappen der Herzöge von Württemberg. Unter Herzog Christoph fand 1555 eine große Waldordnung statt.
Ein weiterer Waldstein mit diesem Wappen hat zudem noch ein Dreieck, den Trigonometrischen Punkt, der für die Vermessung wichtig war.
Auffallend ist ein Dreimärker mit verwitterten Buchstaben auf allen drei Seiten. Sie verweisen auf Mühlbach, Michelbach und Ochsenburg.
Kleinere Steine dienten als Läufersteine, um den Grenzverlauf zwischen den größeren Grenzsteinen anzuzeigen.
In der Reihe befindet sich auch ein Landesgrenzstein, der einst zwischen Ochsenburg und Kürnbach stand. Er verwies auf die historische Landesgrenze zwischen Baden, Württemberg und Hessen. Bis in die 1970er Jahre gehörte der sog. Hessische Wald an dieser Grenze zu Hessen.
Am weitesten gereist ist der Stein mit dem Mühlrad. Er kommt aus Esslingen.
Neben allen Steinen steht auf kleinen Tafeln das Wichtigste über ihre Herkunft und Verwendung.
Neben den Steinen erregte jedoch noch etwas völlig anderes das Interesse der Gruppe: ein sehr schräg gewachsener und daher gestützter Speierling voller Früchte. Viele noch ansehnliche Früchte lagen schon im Gras und luden einige Mutige ein zum Probieren. Fazit: Sie sind keineswegs zum “Speien”, wie der Name suggeriert.
Wesentlich schmackhafter gestaltete sich jedoch der Abschluss des Grenzstein-Lehrgangs im Stromberg-Café.

