Geschichte des Vereins

Der Zabergäuverein blickt mit seinen Vorgängervereinen auf eine über zweihundertjährige Tradition zurück. Er ist ein Zusammenschluss von Personen mit gemeinsamem Interesse für die Geschichte, die natürlichen Grundlagen und die Landschaft des Zabergäus mit den angrenzenden Gebieten, unabhängig von den Grenzen der staatlichen Verwaltung.

Im März des Jahres 1788 trat im Erligheimer „Grünen Baum“ eine „öffentliche Gesellschaft“ zusammen, die sich nach der Zusammensetzung ihrer Mitglieder „Zabergäugesellschaft“ nannte. Neben dem gesellschaftlichen Zweck war die Ver­einigung bestimmt „zur Pflege des Zusammengehö­rigkeitsgefühls der alt- und neuwürttembergischen Anwohner des Strombergs“. Wenige Monate später erschien die erste landeskundliche Veröffentlichung über das Zabergäu mit Strom- und Heuchelberg in der „Schwäbischen Chronik“.

Die Entstehung der Gesellschaft war unter anderem der besonderen gastronomischen Tüchtigkeit des Wirts Johann Georg Scheunen zu verdanken. Für die geistigen Zutaten sehen wir Jakob Christian Elben verantwortlich, damals evangelischer Diako­n und Präzeptor in Güglingen. Von ihm dürften die ersten Veröffentlichungen über die Zabergäugesell­schaft und das Zabergäu in der von seinem Bruder geleiteten „Schwäbischen Chronik“ stammen.

Auf diese ihrem Charakter nach mehr gesellige Ver­einigung folgte im Zabergäu während des letzten Jahrhunderts eine Reihe von Vereinen mit jeweils abgewandelten Zielen:

 

1841 der „Altertumsverein im Zabergäu“, vorwie­gend geschichtlich orientiert, angeregt durch Arbeiten des württembergischen Archäologen Karl Eduard Paulus, gegründet vom Güglinger evangeli­schen Stadtpfarrer Dr. phil. Karl Klunzinger,
1868 der „Wissenschaftliche Verein“, naturkundlich orientiert, gegründet durch Johann Friedrich Karrer, Forstbeamter im damaligen Revieramt Cleebronn,
1879 der „Tubusverein“, auf Erkundung der Land­schaft gerichtet, gegründet von Wilhelm Auberer, katholischer Geistlicher der Kirche auf dem Michelsberg.
Mit dem Ziel, die Traditionen der vier Vorgängerver­eine weiterzuführen, wurde 1899 unter Vorsitz des Cleebronner Pfarrers Braun der „Zabergäuverein“ gegründet. In ihm sind bis heute die heimatkundli­chen Interessen der alteingesessenen und neuzuge­zogenen Bevölkerung zusammengefasst. Der Verein ist Mittler und Plattform

durch seine Zeitschrift, die in ihrer Reihe von 1900 bis heute eine wertvolle Fundgrube für Kenntnisse über das Zabergäu bildet: Sie dokumentiert vertie­fende Arbeiten, die in ihrer Summe einzigartig für einen Raum des Landes sind; sie ist auch ein Zeu­gnis für den Geist der Zeit, in welcher die Arbeiten entstanden;
durch seine Bücherei in Güglingen, in der die für das Vereinsgebiet wichtigen Arbeiten gesammelt werden;
durch regelmäßige Veranstaltungen, bei welchen Themen behandelt werden, die im Verein auf Interesse stoßen. Die stets beachtliche, aber doch überschaubare Teilnehmerzahl ist ein Zeichen dafür, wie bedeutsam diese Zusammenkünfte sind.

Zahlreiche Persönlichkeiten haben durch Einzellei­stungen und im Zusammenwirken den Zabergäuver­ein bis heute geprägt. Wir gedenken der Verstorbe­nen ehrend. Stellvertretend seien hier genannt:

August Holder, Lehrer in Erligheim, Mitbegründer und Schriftleiter des Vereins von 1899 bis zum ersten Erlöschen der Vereinstätigkeit im Kriegsjahr 1917;
Otto Hornung, Landrat in Brackenheim: Er zählte zu den Mitbegründern des Vereins im Jahre 1925, war Vorsitzender von 1925 bis zu seinem Tode im Jahr 1933;
Karl Schlenker, Pfarrer in Leonbronn, heimatkund­lich und vor allem botanisch sehr interessiert; bester Kenner des Zabergäus in seiner Zeit, Schriftleiter von 1925 bis zu seinem Tod 1935;
Konrad Koppenhöfer, Rektor in Bönnigheim, lang­jähriger Schriftführer, Ehrenmitglied; er trug wesent­lich zur Gründung des Vereins im Jahre 1899 wie zur Wiedergründung in den Jahren 1925 und 1952 bei;
Oskar Volk, Bürgermeister der Stadt Güglingen, Rechner des Vereins von 1952 bis 1977, Ehrenmit­glied; er schuf die organisatorischen Voraussetzun­gen für die Wiedergründung des Vereins im Jahr 1952;


Dr. h.c. Otto Linck, Güglinger Forstmeister, Vorsit­zender von 1952 bis zu seinem Tode im Jahr 1985; er führte den Verein zu neuer Blüte.
Dankbar begrüßt es der Verein, dass er durch eine große Reihe von Mitgliedern im Vorstand und Ausschuss über mehrere Jahrzehnte hinweg tatkräftig unterstützt wurde; namentlich seien erwähnt die Herren Dr. Aßfahl, Bolay, Dürholt, Feucht, Krauß und Dr. Lang.

Der Zabergäuverein umfasst zur Zeit (2019) rund 300 Mit­glieder und zählt damit zu den größeren Vereinen die­ser Art im Land. Erfreulich ist der Beitritt von gleich neun neuen Mitgliedern vor wenigen Wochen.

Die Vereinigungen von der Zabergäugesellschaft bis zum Zabergäuverein haben über 200 Jahre hin­weg zum Selbstverständnis der Bevölkerung im Zabergäu mit Strom- und Heuchelberg beigetragen. Dies fortzusetzen ist uns auch Verpflichtung für die Zukunft.

(Nach einem Bericht von Dr. Tilman von der Kall und Horst Seizinger)

W. H. Wöhr: Güglingen, Helferhaus (Holzschnitt ca. 1930)
W. H. Wöhr: Güglingen, Helferhaus (Holzschnitt ca. 1930)
W. H. Wöhr: Brackenheim, Blick zur Stadtkirche (Holzschnitt ca. 1930)
W. H. Wöhr: Brackenheim, Blick zur Stadtkirche (Holzschnitt ca. 1930)